Schlagwortarchiv für: öffentlicher Dienst

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 399: Nicht schimpfen, besser machen

Wachstums-Wochenstart

Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 399: Nicht schimpfen, besser machen

Viele schimpfen auf den Öffentlichen Dienst. Prozesse seien zu ineffizient, Doppelarbeit sei die Regel. In der Tat kann man sich des Eindrucks nicht immer erwehren, dass in der öffentlichen Verwaltung immer mehr Regeln immer mehr Prozesse bedingen und immer mehr Menschen erforderlich sind, um Dinge zu tun, die ohne diese (unnötigen) Regeln gar nicht erforderlich wären. Das System erhält und rechtfertigt sich selbst, dieser Eindruck kann mindestens stellenweise entstehen.

Wenn dieser Eindruck entsteht, schimpfen wir. Wir schimpfen auf die Kompliziertheit, die Unnötigkeit und die Langsamkeit des Systems und werden nicht müde, den Öffentlichen Dienst heranzuziehen, wenn es um Ineffizienz und teilweise sogar Ineffektivität geht. Jeder kann über irgendetwas berichten: Seien es lange Wartezeiten im Amt, langsame Bauantragsbearbeitungen, lange Verwaltungsvorgänge, unnötige Abläufe, mangelnde Zuständigkeiten, Formulare, die hin und her gesendet werden müssen, statt sie online auszufüllen und von einem Computer auswerten zu lassen und so fort.

Halten wir einen Moment inne, stellen wir fest, dass es in Unternehmen mitunter haargenau so zugeht, insbesondere im Bereich der Regelerfindung und des Selbsterhalts. Mitarbeiter benötigen eine neue Auswertung, diese wird einmal gemacht, danach immer wieder in der Routine, das ganze passiert zehn Mal, zack, benötigt man neues Personal im Controlling. Es stellt sich eine missbräuchliche Mittelverwendung im Unternehmen ein, neue Planungs- und Sicherungsroutinen werden eingerichtet und, zack, benötigt man neues Personal im Compliance-Bereich. Neue Messungen ergeben, dass die Anzahl der Neukunden nicht den Vorgaben entspricht und, zack, sucht man neues Personal im Vertrieb.

Es wird nicht immer hinreichend hinterfragt, ob die Einmalauswertung vielleicht genügt, ja, ob sie überhaupt erforderlich ist, ob der missbräuchliche Mitteleinsatz ein Einzelfall war oder ob Neukunden wirklich zur Strategie passen, beziehungsweise ob die Neukundenakquisition im in Rede stehenden Gebiet tatsächlich vielversprechend ist. Der Ruf nach mehr Personal, oder allgemeiner: mehr Ressourcen, schallt so schnell, dass man das OB gar nicht mehr stark genug hinterfragt, sondern sich auf das WIE und WANN konzentriert.

Schimpfen wir also nicht auf den Verwaltungen und deren vermeintliche (und in Teilen tatsächlichen) Selbsterhalt- und Selbstbeschäftigungstendenzen, bevor wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, nämlich jeder Ressourcenaddition nur nach sorgfältiger Prüfung von Alternativen und noch sorgfältigerer Hinterfragung des „Warum“ zuzustimmen. In unseren Mandaten zur Verschlankung und Verschnellung von Abläufen stehen solche Fragen im Kern und sie bringen immer wieder faszinierende Diskussionen über Wertschöpfungsbeiträge an den Tag.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

Die Frage der Woche: „Wie zufrieden sind Sie mit der Effizienz Ihrer administrativen Abläufe?“ Um an der Umfrage teilzunehmen klicken Sie einfach auf: Wachstumsfrage der Woche

In der letzten Woche haben wir gefragt „Glauben Sie, dass es am Jahresende schwieriger ist, Gespräche mit Entscheidern über neue Geschäftsmöglichkeiten zu führen, als zu anderen Zeiten im Jahr?“ Ihre Antwort: „Ja“ sagten 24 % und „Nein“ denken 76 %. Eine Begründung dafür lautete: „Wieso? Der Dezember ist ein Monat wie jeder andere, wenn es um Chancen geht.“

 

Um jeden Montagmorgen automatisch mit einem Wachstumsimpuls in eine erfolgreiche Woche zu starten, registrieren Sie sich für unseren kostenfreien Mandat Wachstums-Wochenstart in unserem Onlineshop: Wachstums-Wochenstart abonnieren

 

© 2019, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
© Jogger: 456750597_anyaberkut istock.com

Die persönliche Sicht: Selbstbedienung der öffentlichen Hand.

Weniger Staat? Längst ein Witz. Ein schlechter, zudem. Klar, es stand in der Presse und wir hätten es wissen müssen: Viele klamme Kommunen würden Steuern erhöhen, um die knappen Kassen aufzubessern, aber dennoch reiben sich manche Bürger und Unternehmensvertreter – längst nicht mehr verwundert, sondern inzwischen massiv verärgert – die Augen, wenn sie ständig neue Steuerbescheide erhalten. Beispiel Dortmund: Hundesteuer für zwei Hunde? Im Handstreich um sechs Prozent erhöht (der zweite Hund kostet im Übrigen ohnehin etwa 50 Prozent mehr als der Erste, Hundesteuer ist eben eine Luxussteuer). Grundsteuer? Satte 13 Prozent Plus. Das nenne ich eine saftige Preiserhöhung – ohne jegliche Gegenleistung. Respekt, nicht schlecht!

Liebe Kommunalpolitiker, man mag sich im Stadtrat noch so einig sein, aber das Maß ist voll. Genauer genommen ist es übervoll. Das Argument, dass der Bürger ja immer mehr Leistung erhielte und alles teurer würde, zieht nicht, weil der Bürger nicht gefragt wurde, ob er die vermeintlichen Zusatzleistungen möchte und weil fraglich ist, ob es überhaupt Zusatzleistungen gibt, die erforderlich sind.

Dortmund ist kein Einzelfall. Bedarf es weiterer Beweise dafür, dass die Kommunalpolitk hilflos, überfordert, mit ihrem Latein am Ende ist? Die Kommunen leben über hre Verhältnisse, der öffentliche Dienst ist ein überbordendes Element geworden. Im Gegensatz zu Unternehmen, bei denen Sparen nicht das oberste Gebot ist, sondern das Erzielen von Umsatz im Vordergrund stehen muss, ist es im öffentlichen Dienst genau umgekehrt: Die Wachstumsintelligenz muss aus dem Sparen und aus der Effizienz kommen und nicht aus dem Schröpfen der Bürger und der Unternehmen. Ich erwarte, dass gleiche Leistungen jedes Jahr günstiger werden, weil Routinen gelernt und Automatisierungspotenziale besser genutzt werden, weil weniger Menschen pro Leistungseinheit erforderlich sind und weil ein systemimmanentes Bestreben nach weniger Staat besteht. Ich erwarte nicht, dass gleiche Leistungen teurer werden. Warum auch? Wenn Unternehmen so arbeiten würden, gingen sie unter.

Im öffentlichen Dienst geschieht aber genau das: Die öffentliche Hand greift nach allem, dessen sie habhaft werden kann. Statt Optimierung findet Selbstbedienung statt, es ist ja schließlich noch etwas zu holen und der Steuerpflichtige kann sich nicht wehren. Der Nebeneffekt: Frust und Ärger statt Respekt und Akzeptanz, statt vielleicht sogar Unterstützung. Aber wenn man sich erst einmal von denjenigen abgekoppelt hat, die unseren Staat und damit auch die Kommunen finanzieren, wenn man erst einmal völlig losgelöst von den Realitäten agiert, dann lebt es sich zunehmend einfach. Wie war das noch? Wenn sie kein Brot haben, sollen sie eben Kuchen essen.

Ich bin von diesem Vorgehen enttäuscht. Und ich weiß: Ich bin nicht alleine. Wachstumsintelligenz und Zukunftsfähigkeit gehen jedenfalls anders.

©2015 Prof. Dr. Guido Quelle