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Gründungswille sinkt? Kein Wunder!

Eine Auswertung der KfW zeigt, dass der Gründungswille in Deutschland signifikant gesunken ist und stattdessen Sicherheit, zum Beispiel in Jobs des öffentlichen Dienstes, gesucht wird. Das ist beunruhigend und nun suchen alle nach der Ursache. Während das Bundesministerium für Wirtschaft sich beeilt, zu betonen, dass Gründer wichtig für Deutschland seien und man den Gründermangel beklage, werden andere nicht müde, die „gründerfeindlichen“ Gesetze in Deutschland als Urasche auszumachen.

Damit liegt man aber falsch, denn diese Gesetze greifen erst, wenn man bereits begonnen hat, sich mit dem Thema „Gründung“ auseinanderzusetzen. Die Auswertung der KfW legt stattdessen nahe, dass der Gründungswille gesunken ist, also die Bereitschaft, sich überhaupt selbstständig zu machen und in dem Zustand spielen Gesetze zu Scheinselbstständigkeit und Co. noch gar keine Rolle. Wir haben vor kurzem mit zwei bis in die Haarspitzen motivierten Gründern ein Startup gegründet und die rechtlichen Nebenbedingungen in Deutschland haben uns kein Bisschen daran gehindert. Wir haben uns gewundert und zum Teil auch geärgert, aber wer sich daduch behindern lässt, sucht eine Ausrede, keine Lösung.

Nein, die Ursachen für mangelnden Gründungswillen sitzen erheblich tiefer, tief in unserer Gesellschaft und deren Entwicklung verankert, nämlich – ohne Vollständigkeit – in folgenden Punkten:

– In der mangelnden Attraktivität, Risiko zu übernehmen,

– in der gesellschaftlichen Abnahme der Bedeutung des Wertes „Freiheit“ (dies korrespondiert mit der Zunahme der Bedeutung des Wertes „Sicherheit“),

– im Vorgaukeln vermeintlicher Sicherheit (z. B. im öffentlichen Dienst oder auch in großen Unternehmen; es gibt aber keine Sicherheit – nirgends!),

– in einer zunehmend beobachtbaren Skepsis gegenüber wirtschaftlicher Spitzenleistung von Individuen und

– in einer sozialromantisch verklärten staatlichen Vollversorgungs- und Vollkaskomentalität, die sich darin ausdrückt, dass staatliche Institutionen besser zu wissen scheinen, was gut für uns ist, so dass wir uns in die sprichwörtliche Hängematte legen können, denn „Vater Staat“ sorgt ja für uns – von der Wiege bis zur Bahre – bis wir irgendwann feststellen, dass am Ende des Geldes noch so viel versprochene Versorgung zu erledigen ist und das System zusammenbricht, weil nicht mehr genügend Selbstständigkeit herrscht.

Bevor sich also Ministerien und staatliche Stellen aufschwingen, den mangelnden Gründergeist zu bedauern, sollten sie sich daranmachen, die Attraktivität und Begehrlichkeit des Selbstständig-Seins (wieder) zu fördern. Staatliche Institutionen haben sich in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert, wenn es um die Übernahme von unternehmerischen Aufgaben ging.

So lange wir in Deutschland so weitermachen, wie es aktuell zu beobachten ist, so lange wir Gleichheit predigen (wir sind glücklicherweise nicht alle gleich!), statt Unterschiede zu fördern, so lange vor allem wirtschaftliche Exzellenz mit Argwohn betrachtet wird, so lange Hochbegabte und Hocherfolgreiche nicht besser gefördert und (auch durch Anerkennung) unterstützt werden, so lange Gleichmachen und Vollkasko herrschen, so lange das Unternehmertum in der Öffentlichkeit nicht besser besprochen wird, wird die Zahl der Gründungswilligen weiter abnehmen.

Dann sollten wir aber bitte das Wundern darüber einstellen.