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Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 476: Die kleine Welt und die große Welt

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 476: Die kleine Welt und die große Welt

Wenn ich die Presse verfolge, dann denke ich, es gebe nur Deutschland. Genauer: Ich erhalte mehr und mehr den Eindruck, es gebe – neben der Pandemie – ausschließlich Partikularprobleme zu lösen. Wir diskutieren und debattieren über Teilinteressen von Teilgruppen mit gleicher Intensität und Vehemenz wie wir uns Gedanken über das große Ganze machen sollten.

Wir diskutieren über das Wohl und Wehe traditioneller versus ökologischer Landwirtschaft, es wird kontrovers über den Genderstern diskutiert, wir wollen Strom, aber keine Leitungen, wir wollen in den Urlaub, aber sollen das nicht mit dem Schiff oder dem Flugzeug, es wird über das Für und Wider des Meisterbriefs gestritten, in Europa will das eine Land das, das andere will dies und ein Drittes will beides auf keinen Fall, ich könnte die Liste unterschiedlich wichtiger Dinge endlos fortführen, die Auswahl ist zufällig.

Was wir meiner Beobachtung in der gesellschaftlichen Debatte völlig vernachlässigen ist die Weltperspektive. Vielleicht ist sie zu un(be)greifbar, zu abstrakt, vielleicht schließen wir die Augen davor, aber ich möchte dringend dafür appellieren, die Augen zu öffnen:

China hat eine klare Vision. Luftfahrt, Raumfahrt, Streit um Territorien, Weltherrschaft. Keinem Thema wird ausgewichen auf dem Weg zur Vision. China will uns zeigen, dass das kommunistisch-kapitalistische System unserer parlamentarischen repräsentativen Demokratie bei weitem überlegen ist. China zieht sein Ding durch, das kann auch durch noch so wohlwollende diplomatische Lippenbekenntnisse nicht widerlegt werden.

Russland ist wirtschaftlich zur Zeit schwach, will der Welt aber ebenfalls unter allen Umständen seine Bedeutung und seine Macht zeigen. Beispiele dafür gibt es Dutzende.

Die USA haben einen neuen Präsidenten, aber „America First“ gilt – bis auf den Ton – unverändert fort. Davon können auch die richtigen Bewegungen in Bezug auf internationale Beziehungen und Abkommen nicht hinwegtäuschen.

Afrika ist ein aufstrebender Kontinent, der vor allem durch China sehr stark gefördert wird – Europa hat geschlafen.

Und wir? Beschäftigen uns mit Partikularproblemen und reiben uns daran auf. Es mag verständlich sein, es ist erklärbar, aber es ist falsch. Wir brauchen das Fahrrad nicht zu putzen, wenn die Kette gerissen ist. First things first. Die meisten in Deutschland leben aktuell in einem solchen Wohlfühlwohlstand, dass wir die Position der – wie Frau Wagenknecht, die mich damit erstmals beeindruckt hat – „Lifestyle-Linken“ bequem beziehen können. Wirtschaft? Spielt eine untergeordnete Rolle. Eigeninitiative, Eigenleistung? Der Staat macht das schon.

Am 23. Mai war Tag des Grundgesetzes, einer der bedeutendsten Tage unseres Landes. Wir müssen (wieder) dazu kommen, dass wir irgendwo hinwollen, nicht nur von etwas weg. Wir müssen (wieder) das große Ganze sehen. Wir können nicht sagen „Ich zuerst“ oder „Deutschland zuerst“. Wir müssen mindestens in europäischem Kontext denken und unser Klein-Klein beenden. Sehr schnell sogar. Sonst lachen sich die anderen, oben Genannten weiterhin über uns schief. Das fänd‘ ich schade.

Wir haben alle Chancen, wir müssen uns nur trauen, Felder zu beackern, bei denen das Saatergebnis nicht unverzüglich sichtbar ist. Wachstum hat vieles mit Vertrauen zu tun. Vertrauen in die gemeinsame Handlung.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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