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Mandat Wachstums-Wochenstart #81: Das große Bild

Wohin geht Ihre Branche? Wie werden externe Faktoren Ihre Branche verändern, wie werden diese Faktoren die Art, wie Sie arbeiten, verändern? Alle sprechen über den demographischen Wandel, der reduziert wird auf „wir werden alle älter und es werden mehr Ältere“. das ist aber zu kurz gesprungen, denn die „Jüngeren“, die nachkommen, haben mitunter gänzlich andere Anforderungen, Vorstellungen, ein anderes Wertegerüst, als Ihre heutigen Kunden. Dies sind aber Ihre zukünfitgen Kunden. Wie reagieren Sie darauf? Frauenquote, Frauen in Führungspositionen: Wie gehen Sie damit um? Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Wie beeinflusst das Ihr Unternehmen direkt (Mitarbeiter) und indirekt (Kunden)? Welche technologischen Entwicklungen nehmen Sie an? Wie beeinflusst das Ihr Geschäft?

Zu häufig wird das Wort „Strategie“ in den Mund genommen und es wird isoliert über die Entwicklung eines Unternehmens gesprochen, ohne die beeinflussenden Faktoren „gesellschaftlicher Wandel“, „moralischer Wandel“, „technologischer Wandel“ und weitere in Betracht zu ziehen. Hier ist mein Rat: Ziehen Sie in Ihrer nächsten Strategieklausur das Bild größer auf und schreiben Sie nicht einfach das fort, was derzeit stattfindet. Anderenfalls werden Sie von denjenigen überholt, die das große Bild vor Augen haben und Entwicklungen antizipieren – oder sogar gestalten.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Der ehrbare Kaufmann. Beispiel: Sixt

Schön wäre es, wenn überall ehrbar gehandelt würde, aber was ist Ehrenhaftigkeit schon wert angesichts des Ergebnisdrucks, dem sich zahlreiche Manager gegenübersehen? Man hört zunehmend von Unternehmen, die Mitarbeiter gezielt mobben, damit diese von sich aus kündigen, von zunehmendem Druck auf Mitarbeiter, produktiver zu sein und Vereinbarungen hinsichtlich Arbeits- und Urlaubszeit rigoros zu ignorieren, ist immer häufiger die Rede, Lieferanten werden unter Preisdruck gesetzt, der sich jenseits ethischer Grenzen befindet – bestenfalls – oder direkt über den Tisch gezogen. Nur Gerede? Selektive Wahrnehmung? Ich weiß es nicht, aber einige selbst erlebte oder aus erster Hand beobachtete Beispiele zeigen mir, dass die Bedeutung des „ehrbaren Kaufmanns“ auf dem Papier und in Reden öfter zitiert wird, als sie sich in der Praxis wiederzufinden scheint.

Erich Sixt, Vorstandsvorsitzender der Sixt AG hat auf dem 10. Internationalen Marken-Kolloquium im Kloster Seeon am 12. und 13. September 2013 verdeutlicht, dass sein Unternehmen nach wie vor darauf setzt, diese Ehrenhaftigkeit in der geschäftlichen Praxis zu leben. Ein Mann ein Wort – das gilt noch bei Sixt, hat Erich Sixt doch sein gesamtes Unternehmen, das er von seinem Vater mit 200 Autos übernommen hatte, darauf gründen können – im Übrigen auch im Zusammenspiel mit Banken. Heute hat Sixt 230.000 Autos und Erich Sixt ist stolz darauf sagen zu können, dass man unternehmerischen Erfolg nicht schlicht auf strikte Regeln, sondern auf Ehrenhaftigkeit gründen kann. Und diese Ehrenhaftigkeit müsse man mitbringen, denn durch Regeln entstünde sie nicht, so Sixt.

In unserer Beratungspraxis begegnen uns immer wieder Leitbilder, die in Unternehmen mit viel Mühe, Zeit, Investment erarbeitet wurden. Wir fragen stellen häufig drei Fragen:

1. Wie lautet das Leitbild?

2. Welches sind die Implikationen des Leitbilds auf Ihren Verantwortungsbereich und wie passen Ihre Ziele dazu?

3. Wie stellen Sie sicher, dass Sie gemäß des Leitbilds handeln, auch wenn Sie unter wirtschaftlichem Druck stehen?

Insbesondere die dritte Frage hat es in sich, denn mit dem Satz „Wir betrachten unsere Lieferanten als Partner und begegnen uns auf Augenhöhe zum Wohle des Ganzen“ ist es nicht weit her, wenn unter Kostendruck eine Ansage gemacht wird, dass die Preise zur nächsten um fünf Prozent sinken müssten, wolle man noch im Geschäft bleiben. Ehrbare Kaufleute tun so etwas nicht.

Wachstum aber – und das ist unsere feste Überzeugung – muss auf ehrenhafte Geschäfte gegründet werden, will man nicht auf einen Hologrammfelsen bauen.

In eigener Sache: Das 11. Internationale Marken-Kolloquium wird am 18. und 19. September 2014 wie immer im Kloster Seeon im Chiemgau stattfinden. Erneut werden Vorstände, Geschäftsführer, Unternehmer und seniorige Markenverantwortliche zusammenkommen, um im vertrauten und vertraulichen Rahmen über Marke, Strategie, Führung, Wachstum zu sprechen. Eine Dokumentation der Veranstaltung gibt es nicht, um den Referenten zu ermöglichen, auch Dinge zu besprechen, die nicht für die große Öffentlichkeit bestimmt sind. Mehr zum Internationalen Marken-Kolloquium finden Sie hier. Der Really-Early-Bird-Tarif für 2014 ist noch bis 30. November 2013 verfügbar. Wir erlauben uns, den Teilnehmerkreis zu limitieren.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Der ehrbare Kaufmann

Immer öfter wird er (wieder) bemüht: Der „ehrbare Kaufmann“ (bitte: keine Gender-Themen jetzt bezüglich der „ehrbaren Kauffrau“ …). Auch in vielen meiner Netzwerke, zum Beispiel in der Westfälischen Kaufmannsgilde, bei den Familienunternehmern oder auch bei den Wirtschaftsjunioren, bei denen ich noch Fördermitglied bin, wird der „ehrbare Kaufmann“ groß geschrieben. Ehtik spielt eine Rolle, Moral, Leistung und Gegenleistung. Werte werden betont, das untadelige Handeln vorausgesetzt.

Ich finde das prima, denn werteorientiertes kaufmännisches Handeln ist etwas sehr, sehr Wichtiges. Andererseits: Behauptet irgendwer von sich, kein „ehrbarer Kaufmann“ zu sein? Daher möchte ich das schnell dahin Gesagte gern abprüfen:

  • Wenn jemand in Korea, China, Russland Geschäfte machen möchte, wird ihm häufig entgegnet, dass dort andere Regeln gelten. Das meint meist, dass Geld für Bestechungen fließen muss. Allerdings winken große Profite. Ist das ehrbar?
  • Wenn es darum geht, den Profit zu erhöhen und die Gewinnziele zu erreichen (wohlgemerkt: Nicht, den Verlust zu verringern, um das Überleben zu sichern), werden in manchen Unternehmen Mitarbeiter entlassen. Ist das ehrbar?
  • Oder im Kleinen: Wenn es darum geht, dass der Chef nicht gestört werden möchte, heißt es im Sekretariat „der Chef ist heute nicht da“, obwohl er sehr wohl da ist. Ist das ehrbar?

Gar nicht so einfach, nicht wahr? Ich kenne Unternehmen, die es geschafft haben, in Korea, China, Russland ohne Korruption erfolgreich zu sein, es dauerte nur etwas länger. Ich selber habe noch nie Mitarbeiter entlassen, um den Profit zu erhöhen und viele meiner Freunde, Klienten und Netzwerkpartner haben das auch noch nicht aus Profitmaximierung heraus getan–auch dann nicht, wenn sie einem börsennotierten Unternehmen vorstanden. Und bei mir heißt es „Herr Quelle ist [zum Zeitpunkt x] wieder zu sprechen“, wenn ich nicht gestört werden möchte. Es geht also.

Machen Sie sich selbst ein Bild. Ich finde jedenfalls, Menschen, die korrumpieren oder korrumpierbar sind, Menschen, die aus Profitsucht handeln und Menschen, die notorisch lügen oder lügen lassen, sind keine ehrbaren Kaufleute.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

 

Die persönliche Sicht: Die Sache spielt keine Rolle

Wer uns kennt, weiß, dass wir auf Resultate schauen und weniger auf Tätigkeiten. Das Ergebnis zählt, nicht so sehr, wie das Ergebnis erreicht wurde. Aber es gibt zwei Ausnahmen:

Ausnahme 1: In deutlichen organisatorischen Veränderungsprozessen ist es zunächst, unabhängig vom Ergebnis, entscheidend, dass sich Träger der Veränderung überhaupt bewegen, ansonsten geschieht nämlich gar nichts. Also: Erst Bewegung, dann Resultate.

Ausahme 2: Wenn das Resultat auf unlautere, unethische, unmoralische oder illegale Weise erzielt wurde, ist dies inakzeptabel.

Ersteres wird gern übersehen und in Veränderungsprozessen wird zu schnell „auf die Tube“ gedrückt, letzteres wird täglich übersehen, wenn wir uns die politische Kultur anschauen: Es wird gehauen und gestochen, die Sache spielt keine Rolle und auch das Ansehen der Person, die in Miskredit gezogen wird, spielt keine Rolle, nur der Wahlsieg zählt. Ich finde das unanständig. Meine Omi würde sagen „Das tut man nicht“. Und sie hat Recht.

Ich wünschte mir eine sachliche Auseinandersetzung, die von mir aus medial ausgetragen werden kann, das lässt sich ja wohl nicht mehr vermeiden, unter Reduzierung der persönlichen Diskreditierungen. Und ich wünschte mir, dass dies in das Wahlverhalten von uns allen Einfluss nähme.

Wünsche äußern darf man ja.

(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH

Die persönliche Sicht: Unter der Hand? Naja, wenn’s zur Kultur gehört …

Immer wieder höre und lese ich die Beteuerung von Managern, dass man sich selbstverständlich nicht der Korruption schuldig machen wolle, dem Schwarzmakrt keinen Vorschub leisten wolle, natürlich keine Bestechungsgelder zahle und selbstverständlich in dieser Hinsicht völlig sauber sei.

Wenn man dann genauer hinschaut, eröffnet sich doch gelegentlich eine gewisse – sagen wir einmal – „Grauzone“, die dann dadurch gerechtfertigt wird, dass man in manchen Ländern eben keine Geschäfte machen könne, ohne dem Zoll, der Aufsichts- oder Genehmigungsbehörde, der Polizei, einem Makler, wem auch immer einen „kleinen Obulus“ zukommen zu lassen.

Ich finde, dass hier die Grenze der Ethik weit – weit! – überschritten und die Auswirkung dieser Doppelzüngigkeit im Unternehmen weit – weit! – unterschätzt wird.

Wenn ich meinen Mitarbeitern vermittele, dass ein wesentlicher Handlungswert unseres Unternehmens Wahrhaftigkeit ist, dass wir keine Geschichten erzählen, wie zum Beispiel dass jemand „nicht im Hause“ sei, obwohl er gegenüber im Büro am Tisch sitzt, dass wir unseren Klienten offen sagen, wenn wir einen Fehler gemacht, einen Termin verschwitzt oder ein Resultat nicht erbracht haben, dann kann ich nicht auf der anderen Seite die Wahrheit meinem Gefallen gemäß dehnen, indem ich eine Unrechtmäßigkeit durch „die Kultur“ oder „die Gewohnheiten“ in einem anderen Land rechtfertige, nur um ein Geschäft zu bekommen oder um im Geschäft zu bleiben.

Ich habe bisher mit vielen Managern in meinem Berufsleben gearbeitet und ich bin stolz darauf, dass dies in weitaus überwiegendem Maße Menschen sind, die auf schlechte Geschäfte – und dazu gehören auch eindeutig Geschäfte, in denen „geschmiert“ wird – verzichtet haben. Damen und Herren, die sich haben Umsatz entgehen lassen, weil sie sich der „Gewohnheit“ nicht gebeugt haben. Menschen, die sich sehenden Auges in die Konfrontation mit ihrem Aufsichtsgremium, ihren Anteilseignern, begeben haben, die gefragt haben, warum das Geschäft in Russland, Polen, China, Korea, um nur einige Staaten zu nennen, nicht zustande gekommen ist. Es sind Menschen, die gesagt haben, dass sie nicht bereit sind, ihre ethischen und moralischen Grundsätze für Geld über Bord zu werfen. Respekt.

Wohl den Aufsichtsgremien, die in der Mehrheit waren, die dies verstanden und dies ebenfalls mit hohem Respekt zur Kenntnis genommen haben. Ich kenne Beispiele aus namhaften Unternehmen, die ausdrücklich befürworten, dass die gemeinsam verabschiedeten ethischen Leitplanken auch angesichts der Versuchung operativer Opportunitäten standhalten müssen und ich hege eine große Sympathie für diese Unternehmen.

Wir können ethische und moralische Grundsätze nicht einfach den Opportunitäten opfern. Man schaue in den Spiegel und sage „Ich habe noch nie jemanden bestochen und ich werde das auch nicht tun, egal, wie viel Geld uns das bringt.“

Hält Ihr Spiegel das aus?

Ihr Guido Quelle

(c) 2012, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH