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Mandat Wachstums Wochenstart Nr. 639: Vermeintlich Selbstverständliches hinterfragen

Nach drei Wochen auf einer autofreien Insel holte ich unseren LeoExpress, einen VW Multivan, nebst Anhänger, aus der Garage am Festland ab. Genauer: Ich wollte ihn abholen, aber er ließ sich nicht einmal mehr mit dem elektronischen Schlüssel aufschließen. Erfreulicherweise hat das Auto noch ein normales Schloss, so gelangte ich ins Innere, zündete – erfolglos – und stellte somit fest, dass Handlungsbedarf in Form von Starthilfe bestand.

Der Mitarbeiter der Garage war darauf bestens vorbereitet, das käme häufig vor, die modernen Autos seien viel zu schnell „leergesogen“ und kam mit einer großen mobilen Batterie nebst Starthilfekabel. Wir sorgten für Strom, warteten ein paar Minuten, ich staunte über das umfangreiche Sortiment an durch die Unterspannung verursachten Fehlermeldungen, dann der Startversuch. Negativ.

Wir probierten einen Booster. Negativ.

Der Mitarbeiter kam mit dem Shuttlebus und die Starthilfe gelang. Ich fuhr zum Fährhafen, wo meine Frau mit den Hunden und dem Gepäck auf mich wartete, ließ den Motor laufen und belud den Hänger. Zwischenzeitlich kam ein Fährgast mit der Bitte an mich, einen Meter nach vorn zu fahren, damit sie besser einparken könnten. Gut, ich freue mich auch immer über Entgegenkommen, also einsteigen, der Motor lief ja, Getriebe auf „D“, einen Meter voraus, Getriebe auf P und … den Zündschlüssel auf „Aus“.

Nein! Doch. Die Autofahr-Routine hatte die Aufmerksamkeit überspielt, die Höflichkeit hatte Folgen. Das Auto war aus, ging natürlich nicht wieder an und wir brauchten, richtig: Starthilfe. Der Shuttlebus kam ohnehin mit Fährgästen, ich bat telefonisch darum, erneut Starthilfe zu erhalten, die auch gelang – der Mitarbeiter lachte: „Kann passieren“. Allerdings drehte der Motor im Leerlauf – ein Diesel – mit etwa 1.200 / min, was deutlich zu viel ist und das Auto nahm kein Gas mehr an. Auch ein erneuter Versuch blieb erfolglos.

Wir nahmen es gelassen, standen ja bequem am Hafen. Ich rief den ADAC an und wir versorgten uns in der Zwischenzeit mit Kaffee und Fischbrötchen. Der freundliche „Gelbe Engel“ kam nach nicht einmal einer Stunde, was ich als schnell empfand, las den Fehlerspeicher aus, löschte die etwa 100 Meldungen und das Auto startete nach Starthilfe bestens. Alle Fehlermeldungen waren beseitigt. Ein Glück.

Der Fahrer verabschiedete sich und fuhr seiner Wege. Meine Frau und ich luden die Hunde ein, stiegen ein, wünschten uns eine gute Fahrt und … fuhren nicht los. Der Motor drehte zwar beim Betätigen des Gaspedals hoch, aber das Auto fuhr weder vor noch zurück.

Erneuter Anruf bei dem ADAC-Fahrer, dessen Nummer ich durch seinen vorherigen Anruf hatte. Der Fahrer kam zurück, erneutes Ausschalten des Motors, erneute Starthilfe, diesmal mit Probefahrt, alles gelang. Der Fahrer fuhr noch einige Kilometer hinter uns her, um sicherzugehen, dass auch alles funktionierte. Das tat es und wir kamen – drei Stunden später als geplant – sicher und gut zu Hause an. Die Ursache für den Fehler? Unklar.

Mein Wachstumspunkt heute: Wir müssen in einem Störfall immer auch vermeintlich Selbstverständliches hinterfragen. Das ist ein schmaler Grat, weil wir nicht immer alles hinterfragen können, aber in einem Störfall, einer Ausnahmesituation, ist die Aufmerksamkeit im Detail wichtig. Nichts darf als gegeben hingenommen werden. Diese Aufmerksamkeit, die wir als Dritte immer haben, hat unsere Klienten, die sich in Ausnahmesituationen befanden, schon oft vor unliebsamen Überraschungen bewahrt.

Also: Augen auf, hinterfragen Sie immer auch vermeintlich Selbstverständliches, vor allem in Krisen oder anderen Ausnahmesituationen.

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle

Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 295: Vermeintlich Selbstverständliches und das Zauberwort

Neulich bei Mandat war es – zugegebenermaßen erstmals in dieser Form – so weit: Das Internet funktionierte nicht. Also: Kein Zugriff auf E-Mails über den Arbeitsplatzrechner, keine schnellen google-Searches, um „mal eben“ etwas nachzusehen, kein Zugriff auf unseren YouTube-Kanal oder auf soziale Netzwerke und kein Telefon, weil dies über VoIP läuft.

Natürlich konnten wir Umgehungen nutzen: Telefonieren über das Mobiltelefon, Datenverbindung über LTE mit unseren Flatrates, unser Serverzugriff blieb möglich, weil er „hart“ verdrahtet ist und wir aus Sicherheits- und Zugriffsgründen keine Cloud nutzen, aber ein komisches Gefühl ergab sich schon, zudem wir nicht wussten, wann wir wieder einen Online-Zugang haben und wann wir von außen wieder anrufbar sein würden. Es war ein Moment, in dem uns vor Augen geführt wurde, wie abhängig wir vom Internet und von der Funktionsfähigkeit desselben in zunehmenden Momenten unseres Lebens sind, insbesondere im beruflichen Umfeld.

Ich machte mir meine Gedanken darüber, was wohl beim autonomen Fahren geschieht, wenn das Internet – wie redundant es auch ausgelegt sein mag – ausfällt, wie man hier Puffer schafft, so dass nichts passiert und wie wichtig es bleiben wird, die eigene Fähigkeit des manuellen Steuerns eines Fahrzeugs zu erhalten – ähnlich wie Piloten, die auch ohne Autopiloten fliegen können müssen. Wir nehmen Dinge selbstverständlich hin und wenn wir gelegentlich daran erinnert werden, dass vieles von dem, was wir als selbstverständlich und stets verfügbar hinnehmen eben nicht selbstverständlich und stets verfügbar ist, muss eine solche Erinnerung muss kein Nachteil sein.

Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass auch nicht-technische Dinge, die wir täglich als selbstverständlich ansehen, genau dies nicht sind: Beziehungen zu nahestehenden Menschen, Geschäftsbeziehungen zu Kunden, Stabilität von Lieferanten, Loyalität von Mitarbeitern, Funktionsfähigkeit von Produkten und so fort. Natürlich sind wir gut beraten, nicht täglich alles in Frage zu stellen. Wenn wir in ein Auto einsteigen, dürfen wir davon ausgehen, dass die Bremse funktioniert, wer am Fels klettert, darf sich darauf verlassen, dass das Seil hält, wenn man es braucht, auch Beziehungen zu Menschen müssen nicht täglich hinterfragt werden.

Aber die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten dürfen durchaus öfter gewürdigt werden. Ein stilles oder ausgesprochenes „Danke“ ist ein Zauberwort und öfter geboten, als man meinen mag.

Auf eine gute Vorweihnachts-Woche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

© 2017, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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