Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 415: „Das tut man nicht“
Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 415: „Das tut man nicht“
Meine Omi mütterlicherseits ist seinerzeit 98 Jahre alt geworden und war in vieler Hinsicht Vorbild. Neben der Tatsache, dass sie bis ins hohe Alter Gartenarbeiten verrichtete, regelmäßig ihre Einkäufe erledigte, selbstverständlich inklusive des obligatorisch-wöchentlichen Friseurgangs, hatte sie auch eine klare Wertvorstellung von den Dingen, die sie umgaben. Eine ihrer Formulierungen, die ich bis heute im Ohr habe, war „Das tut man nicht“, wenn sie sich über Dinge entrüstete, die gegen ihr Werteverständnis verstießen. Der Satz hat für mich eine besondere Bedeutung. Er wiegt schwer.
Genau dieses „Das tut man nicht“ kam mir in den Sinn, als ich einige Corona-Krise-bedingte Unarten zur Kenntnis bekam. Da schreibt ein Kunde seinen Lieferanten, dass sie nun einen Beitrag zu leisten hätten und dies durch die Verlängerung des Zahlungsziels stattzufinden hätte (ein solches Schreiben liegt uns vor). Wir sprechen also in einer Liquiditätskrise von einer einseitigen Vertragsänderung ohne (!) Absprache mit den Lieferanten.
Das tut man nicht.
Oder, was ja hinreichend durch die Presse ging: Unternehmen zahlen die Miete (temporär) nicht mehr, ob gestundet oder gestrichen, weil sie ihre Läden temporär schließen mussten und Liquiditätsprobleme haben – ohne Rücksprache mit dem Vermieter und trotz der Möglichkeit in der Vergangenheit, Liquiditätspositionen aufzubauen.
Das tut man nicht.
Man kann auch nicht in den Aldi gehen, zehn Rollen Toilettenpapier aus dem Regal nehmen und dann an der Kasse vorbeirauschen mit den Worten „Das zahle ich nicht“, oder „Das zahle ich später“. Auch an der Tankstelle wird man mit der Später- oder Garnichtzahlung nicht weit kommen. Im Onlinehandel oder bei telefonischer Bestellung ist das Geld meist abgebucht, bevor die Ware da ist.
Nein, so kann man sich im Geschäftsleben nicht aufführen. Das Gespräch suchen? Klar. Wenn eine wirtschaftliche Notsituation vorliegt, sollte man reden. Aber eine einseitige Vertragsänderung? Bereits gelieferte Waren einfach nicht bezahlen? Einen Mietgegenstand einfach nicht mehr als solchen betrachten? Geld zurückfordern? Das geht so nicht und das tut man nicht.
Bei schönem Wetter segelt es sich leicht. Partnerschaften zeigen sich insbesondere in der Krise, sie zeigen sich, wenn es nicht so rund läuft, wenn der Wind rauer wird. Wer das Gespräch sucht, sollte nicht abgewiesen werden, aber wer den anderen einseitig benachteiligt, den sollte man sich dringend merken für die Zeit, wenn alles wieder „rund“ läuft. Man trifft sich immer zweimal. Wie heißt es so schön: In guten, wie in schlechten Zeiten.
Auf eine gute Woche!
Ihr und Euer
Guido Quelle
Die Frage der Woche: „Haben (einzelne) Kunden oder Lieferanten von Ihnen jetzt, in der Krise, die Geschäftsbeziehung einseitig verändert?“
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In der letzten Woche haben wir gefragt: „Wie beherrschen Sie den Umgang mit Unsicherheit?“
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© 2020, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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