Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 228: Nur mal eben …

Mandat Wachstums-Wochenstart

Während meiner fast zweijährigen Arbeit auf einer Intensivstation eines Großklinikums hatten wir im Pflegeteam einen running joke: Immer dann, wenn ein Arzt, egal ob es sich um einen Stationsarzt, den Oberarzt oder den Chefarzt handelte, einen Satz mit „Können wir mal eben …“ begann, wurde daraus eine stundenlange Sache. Besonders lange wurde es, wenn es hieß „Können wir mal eben SCHNELL …“. Es standen dann entweder umfangreiche Behandlungen oder organisatorische Fragen an, die nicht „mal eben“ und schon gar nicht „SCHNELL“ stattfinden konnten.

Nicht selten ging damit signifikante Mehrarbeit einher. Pfleger oder Schwestern mussten länger bleiben, sollte die Aufgabe gelöst werden, nicht selten waren Früh- und Spätdienst parallel auf der Station. Alles eigentlich kein Problem, denn wenn es um Patienten ging, war es meist wirklich wichtig und wenn es um Organisatorisches ging, musste es auch irgendwann erledigt werden, denn es erledigte sich nicht von allein. Mehrarbeit wurde – trotz der großen Belastung, die mit kaufmännischen Berufen im Übrigen kaum vergleichbar ist – oft stillschweigend geleistet.

Aber auch hier kamen Grenzen auf, denn manchmal handelte es sich eben doch um verschiebbare Dinge, die nicht in jenem Moment erledigt werden mussten. Manchmal waren es auch Dinge, die vorher absehbar waren und hätten angekündigt werden können. Schließlich arbeiteten auf der Station nicht nur Singles, sondern auch Mütter und Väter, die ihre Kinder nach dem Frühdienst aus der Schule abholen wollten oder sonstige Verpflichtungen hatten. Irgendwann brachte die Stationsschwester, selbst Mutter zweier minderjähriger Kinder, das Thema zur Sprache und sie brachte es auf den Punkt: „Mehrarbeit ist für uns hier kein Problem, von Notfällen wollen wir erst gar nicht reden. Was viele von uns sich aber wünschen ist, dass Dinge, die absehbar sind, eher angekündigt werden, so dass wir planen können. Wir wünschen uns stellenweise mehr Berechenbarkeit, nämlich dort, wo sie möglich ist.“

Sie hatte Recht und ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Fortan wurde seitens der Ärzte bei der Beanspruchung von Pflege-Ressourcen wesentlich umsichtiger geplant, was allen half.

Wie sehr achten Sie im Tagesgeschäft oder in der Führung darauf, berechenbar zu sein? Oder heißt es bei Ihnen auch „Können wir mal eben …“?

Auf eine gute Woche
Ihr

Guido Quelle

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© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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