Die persönliche Sicht: Das Ego im Weg
So wichtig ein gesundes Ego auch ist, steht ein übersteigertes Ego doch vielen positiven Entwicklungen im Wege. In der Politik lässt sich dies ganz offensichtlich erkennen, wenn ein Parteivorsitzender oder ein anderer Spitzenpolitiker beispielsweise seine vermeintliche eigene Strahlkraft in der Öffentlichkeit als Maßstab für den Erfolg nimmt. Glücklicherweise hilft hier der Wähler als Souverän hinreichend bei der Neuorientierung – wenn der Wähler sich interessiert und es mitbekommt.
Aber nicht nur in der Politik ist das Phänomen „übersteigertes Ego“ zu beobachten. Das Phänomen tritt häufiger auf, als man meint – mitunter auch verdeckt. Gar nicht verdeckt war es meiner Auffassung zufolge bei Jürgen Schrempp, dem ehemaligen CEO der DaimlerChrysler AG. Etwas verdeckter – wiederum meiner persönlichen Meinung zufolge – bei Michael O’Leary, dem CEO von Ryanair, der tatsächlich denkt, er würde seine Kunden mit üblen Beschimpfungen beeindrucken oder gar zu seiner Airline locken.
Schauen Sie einmal in die Welt: Wo fällt Ihnen übersteigertes Ego auf? Sie werden Muster erkennen. Ein Muster ist, dass diese Menschen sich oft nur mit Ja-Sagern umgeben und alle Andersdenkenden kaltgestellt und weggebissen haben. Immer dann, wenn Sie dieses Muster erkennen, ist Gefahr im Verzug. Aus einem Unternehmen, in dem eine solche Kultur herrscht, verschwindet man als Mitarbeiter möglichst rasch.
Wer stets im Rampenlicht steht, kann selbst nicht leuchten, lautet eine Weisheit. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein „Chef“ oder eine „Chefin“ vorne steht, wenn es um repräsentative Funktionen, um Meinungsbildung, Pressekontakte oder die Verkündung interner Entwicklungen geht. Es sollte nur genug Gelegenheiten für Mitarbeiter geben, sich auch zu profilieren und vor allem auch Bedenken zum Ausdruck bringen zu können.
(c) 2013, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH