Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 498: Bildung und unsere Aufgabe

Mandat Wachstums-Wochenstart® Nr. 498: Bildung und unsere Aufgabe

Ich lehre seit 17 Jahren an Hochschulen, aktuell an der SRH Hochschule NRW und an der International School of Management. Als Vorstand für „Schule, Bildung, Wirtschaft“ der Wirtschaftsjunioren Dortmund habe ich zusammen mit vier Mitstreitern im Jahr 1999 die JOBfit ins Leben gerufen, eine Ausbildungsmesse, die in den folgenden 20 Jahren ihres Bestehens sicher vierzig- oder fünfzigtausend Jugendlichen Orientierung zu Ausbildungsberufen gegeben hat.

Das Thema „Bildung“ war mir immer schon äußerst wichtig. Bildung ist für mich der Kern für eine funktionierende und prosperierende Gesellschaft.

Hans Rosling beschrieb in „Factfulness“, wie er zu der Überzeugung gelangt ist – die Details spare ich uns hier –, dass es wichtiger ist, einen Euro in Bildung zu investieren als einen Euro in die Behebung eines Missstands (hier ein sanierungsbedürftiger Teil eines Krankenhauses), weil die Investition in Bildung den Missstand automatisch perspektivisch behebt (das Krankenhaus ist nicht mehr erforderlich, weil durch Bildung gesünderes Leben ermöglicht wird).

Wenn wir davon ausgehen, dass Bildung ein ganz wesentlicher Schlüssel zu einer erstrebenswerten (Welt-) Gesellschaft ist, wenn wir davon ausgehen, dass wir mit Hilfe von Bildung Themen wie Gesundheit, Gleichberechtigung, Freiheit, Selbstbestimmung und so fort zum Positiven entwickeln können – weltweit! –, dann müssen wir uns fragen, warum nicht mehr in Bildung, wie sie sein sollte, investiert wird.

„Wie sie sein sollte“? Wie sollte sie denn sein?

Hier ist, was ich dazu beitrage: Ich bringe meinen Studenten nicht nur Fachliches bei, das ist aber das, was in Schulen, Hochschulen und in der Ausbildung den größten Schwerpunkt darstellt. Das Fachliche ist in meiner Lehre der leichtere Teil. Einen Schwerpunkt lege ich darauf, Menschen dabei zu unterstützen, wie sie sich mit Themen auseinandersetzen, wie sie sich Wissen aneignen, mit welchen Mitteln sie Themen bewerten, mit Thesen umgehen, sich ein Urteil bilden. Ich bringe Menschen bei, wie sie mit Informationen und Wissen umgehen. Ich bringe Menschen nicht bei, was sie zu denken haben.

Das genau erkenne ich aber am nahen Horizont: Es wird uns zunehmend in einer übermoralisierenden Empörungsgesellschaft gesagt, was wir zu denken haben, wie wir zu sprechen haben, wie wir uns zu verhalten haben. Viele Hochschulen sind nicht mehr der Ort konstruktiver Auseinandersetzung mit kontroversen Standpunkten – Stichwort „cancel culture“. Das ist brandgefährlich, denn auf diese Weise wird die Gesellschaft geschwächt, statt gestärkt. Ja, sie wird geistig enteignet.

Was das mit Wachstum zu tun hat? Das liegt auf der Hand: Starke Unternehmen haben starke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich kontrovers mit Themen auseinandersetzen, die auch gegen den Strom schwimmen, die sich aber auch guten Argumenten zugänglich zeigen. Mitarbeiter, die entscheiden, nicht abwarten. Menschen, die aktiv sind, die nicht auf die nächste Anweisung warten.

Die Eltern unter Ihnen wissen, wovon ich spreche, denn Sie wollen selbstständige Kinder. Aber auch im Unternehmen gilt:

Wir Unternehmerinnen und Unternehmer müssen (!) also den oben von mir beschriebenen Aspekt von Bildung im Tagesgeschäft betonen. Jeden Tag. Wir sind in der Pflicht, die Gesellschaft zu stärken, indem wir Mitarbeiter dabei bekräftigen, selbst zu denken und wir müssen unseren Führungskräften auch vermitteln, dass Sie dazu einen Beitrag leisten, dass ihre „direct reports“ selbstständig denken. Sonst wird irgendwann für sie gedacht.

Und wenn Ihnen irgendwann mal wieder jemand sagen will, was und wie Sie zu denken haben, sagen Sie „Lass‘ mich in Ruhe und verschwinde.“

Auf eine gute Woche!

Ihr und Euer

Guido Quelle


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© 2021, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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