Mandat Wachstums-#Wochenstart Nr. 322: „Den eigenen Hof kehren“

Mandat Wachstums-Wochenstart

 

In der Politik ist es besonders auffällig: Alle mischen sich überall ein, nur nicht oft genug oder nicht in gebotenem Umfang in die eigenen Angelegenheiten. Ein Ressortminister schwadroniert über Themen, die in das Ressort seines Amtskollegen gehören, statt sein eigenes Ressort in Ordnung zu bringen, Parteivorsitzende echauffieren sich über die Probleme der anderen Parteien, statt Hausaufgaben zu machen und Mitglieder mit Inhalt oder Emotion zu gewinnen, Oberbürgermeister raten Amtskollegen in anderen Kommunen, bestimmte Dinge zu tun, um wirtschaftlicher zu werden, vergessen aber, dass der eigene Haushalt – buchstäblich – nicht gerade Grund zum Jubeln bietet.

Nur in der Politik? Mitnichten.

In Unternehmen geht es genauso rund: Der Vertrieb schimpft über die langsame Produktion, diese über den unzuverlässigen Einkauf, dieser wieder über den Vertrieb, der zu spät Informationen lieferte. Die Ressort-Geschäftsführer mischen sich in die jeweiligen Ressorts der anderen ein. Der Gipfel, den ich verbal in einem Meeting erlebt habe, war ein dominanter, rechthaberischer Controllingleiter, der im Rahmen eines Projektes für eine neue Vertriebsstrategie und deren Umsetzung tönte: „Mensch, der Vertrieb ist so unfähig, das sollte man uns mal machen lassen.“ Jener Controllingleiter wurde tatsächlich Jahre später, als unser Projekt längst erfolgreich abgeschlossen war, Vertriebsvorstand – eine krasse Fehlentscheidung mit entsprechend negativen Konsequenzen fürs Unternehmen. Dabei hatten wir so schöne Wirkungen. Alles wieder zunichte gemacht.

Kommen wir zurück zum Bild der Politik: Opposition ist immer einfacher, als Regierung. Natürlich sitzt man als Regierung im Fahrersitz, aber es fahren eben auch andere auf der Straße. Das ist im Unternehmen nicht anders.

In unseren Beratungsmandaten, die sich ja fast immer mit der Entwicklung und Umsetzung von Strategien, seien es Unternehmens-, Marktsegment- oder Vertriebsstrategien, beschäftigen, achten wir stets darauf, dass die Verantwortlichen ihren eigenen Hof kehren, bevor sie Alarm in anderen Ressorts auslösen – es sei denn, es ist wirklich Gefahr im Verzug – und wir freuen uns immer darüber, dass dies so schön aufgeht. Manchmal muss man Dinge eben auch ansprechen. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen angemessener Kritik mit entsprechend positiv gerichteten Vorschlägen und plumpem „Hau drauf“ zwecks Ablenken von eigenen Baustellen.

Auf eine gute Hof-Kehrwoche!

Ihr und Euer
Guido Quelle

 

Lexikon des Chefwissens
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© 2018, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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