Mandat Wachstums-Wochenstart Nr. 235: Was ich unlauter finde

Mandat Wachstums-Wochenstart

Ich bin ein Mensch, der möglichst viel Positives sieht, aber manches finde ich einfach unlauter, egal wie man es dreht und wendet. In letzter Zeit habe ich diesbezüglich vielleicht auch eine selektive Wahrnehmung. Ich nehme wahr, dass sich Menschen über Dinge beschweren, ohne deren Hilfe sie sich gar nicht über sie beschweren könnten.

Klingt kompliziert? Das soll es gar nicht, hier kommen Beispiele: Es finden Demonstrationen gegen unseren Rechtsstaat statt, wobei dieser Rechtsstaat, gegen den es geht, solche Demonstrationen erst ermöglicht. Wie schrieb die Bundeswehr in einer Eigenwerbung sinngemäß? „Wir treten dafür ein, dass Du auch gegen uns sein darfst.“ – Man mag die Bundeswehr mögen oder nicht, aber das empfand ich auf den Punkt formuliert.

Kapitalismuskritiker, Globalisierungskritiker und vor allem auch Wachstumskritiker kritisieren ein System, von dem sie gleichermaßen profitieren. Ohne den Kapitalismus gäbe es Sozialismus, ich möchte das nicht – und viele der Kritiker würden sich auch umgucken. Globalisierungskritiker profitieren spätestens beim täglichen Einkauf von der Durchgängigkeit von Grenzen, von Handelsmöglichkeiten und bei ihrer weltweiten Organisation von weltweiter Instant-Kommunikation. Wachstumskritiker versäumen nicht selten, darüber zu reflektieren, dass sie nur deswegen gegen Wachstum sein können, weil es in der Vergangenheit kontinuierlich gesundes Wachstum gegeben hat, weil sich zahllose Menschen jeden Tag über Innovationen Gedanken machen, weil Forscher mitunter ihr ganzes Leben einer einzigen Fragestellung widmen, die sie irgendwann vielleicht lösen.

Nein, grundsätzlich gegen etwas zu demonstrieren, von dem man profitiert, ist nicht lauter. Entweder ich nehme nicht an dem System teil und bin grundsätzlich dagegen oder ich akzeptiere, dass das System Vorteile hat, und dann bin ich im Verbesserungsmodus – schon besser. Dafür bedarf es aber mehr als verbale Platzhalter und scheinbare Einfachwahrheiten. Dafür bedarf es des differenzierten Auseinandersetzens mit einer Vielzahl von Aspekten. Das aber ist vielen Menschen zu kompliziert. Parole raus und fertig ist die Kritik. Mir ist das zu billig.

Schauen wir auf das Gute. Schauen wir darauf, was unser Umfeld alles zu gestalten imstande ist, auf die Privilegien, die wir in unserem Staat, auf unserem Kontinent, in unserer Welt genießen und zeigen wir denen, denen wir helfen wollen, wie sie sich selbst helfen können. Das ersetzt stumpfe Kritik und sorgt dafür, dass keine Abhängigkeiten von der sogenannten Hilfe entstehen.

Das finde ich lauter.

Auf eine gute Woche!

Guido Quelle

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© 2016, Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung GmbH, Dortmund, London, New York.
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